9 − Hindernisse sozial-kommunikativer Prozesse: Neurale Grundlagen und klinische Herausforderungen

Gelungene Kommunikation setzt verschiedene Fertigkeiten voraus, unter anderem die Wahrnehmung, Interpretation und Sendung von sozialen Informationen. Bei Menschen mit Erkrankungen aus dem Schizophreniespektrum aber auch neurologischen Defiziten kommt es häufig zu interpersonellen Schwierigkeiten, weil einige dieser fundamentalen Funktionen der sozialen Interaktion empfindlich gestört sind. Diese Beeinträchtigungen führen zu Missverständnissen, schlechter Integration und reduzierter Lebensqualität bei den Betroffenen. Nicht alle diese Kommunikationsstörungen gehen dabei auf Negativsymptomatik oder Beeinträchtigungen der sozialen Kognition zurück. Drüber hinaus lassen sich einige Defizite bereits in gesunden Probanden mit genetischen und umweltbedingten Risikofaktoren für Schizophrenie nachweisen. Dieses Symposium soll die neurobiologischen Grundlagen und klinischen Implikationen gestörter sozialer Interaktionen bei Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises, Risikoprobanden und bei Patienten mit Aphasie näher beleuchten. Die Redner werden zeigen, dass betroffene Patienten bei Wahrnehmung, Interpretation und Sendung kommunikativer Informationen Schwierigkeiten aufweisen. Ein Vortrag wird die Grundlagen der Wahrnehmung sprachbegleitender Gesten mittels Augenbewegungsanalyse des Blickverhaltens sowie spezifische Dysfunktionen bei Patienten mit Aphasie darstellen. Eine Studie untersuchte den Einfluss von genetischem Risiko für Schizophrenie auf die neuralen Korrelate der Produktion und Perzeption von Emotionen in Bezug auf Gruppenzugehörigkeit der Interaktionspartner. In der Folge werden die Ergebnisse verschiedener Studien bei Patienten aus dem Schizophreniespektrum berichtet. Der Wahrnehmung und neuralen Verarbeitung verbaler und nichtverbaler Informationen bei Schizophreniekranken widmet sich ein Beitrag. In der letzten Untersuchung zeigte sich zudem, dass Störungen der sozialen Wahrnehmung auch häufig mit Störungen der korrekten Anwendung von Handgesten assoziiert sind. Die neurobiologischen Grundlagen sozial-kommunikativer Funktionen werden über den Einsatz von struktureller und funktioneller Magnetresonanztomographie als auch die Berücksichtigung von Läsionsstudien herausgearbeitet. Die therapeutischen Möglichkeiten für die beteiligten sozialen, semantischen und motorischen Defizite werden diskutiert.
 
Chair/Co-Chair
B. Straube, Marburg/S. Walther, Bern
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Philipps-Universität Marburg/
Universiätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Bern
 
Referent:innen:
Basil Preisig (MPI for Psycholinguistics / Donders Centre for Cognitive Neuroimaging, Nijmegen)
Johannes Krautheim (Philipps-Universität Marburg)
Benjamin Straube (Philipps-Universität Marburg)
Sebastian Walther (Universiätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Bern)