16 − Neurofeedbackmethoden in der Psychiatrie

Viele psychische Störungen können heutzutage schon recht erfolgreich mit pharmakologischen, psychotherapeutischen und biologischen Verfahren recht gut behandelt werden. Das belegen vielfältige klinische Studien mit hohen Effektstärken von > 0.8 und niedrigen, einstelligen numbers needed to treat, die mindestens so überzeugend sind, wie in anderen Fachgebieten der nicht-operativen Medizin. Trotz dieser guten empirischen Basis sind die hirnbiologischen Grundlagen psychischer Erkrankungen noch weitgehend unverstanden. Es zeichnet sich in der biologischen Forschung jedoch zunehmend ab, dass es für viele psychische Erkrankungen (z.B. Depressionen, Panikstörungen, ADHS, Psychoseerkrankungen, Autismus) Subgruppen mit definierten Hirnfunktionsstörungen gibt,  die mit hirnfunktionellen Methoden messbar sind. Es liegt daher nahe, Behandlungsansätze zu entwickeln, die versuchen diese Hirnfunktionsstörungen (z.B. verminderte Aktivität des dorsolateralen präfrontalen Kortex bei Depressionen, erhöhte Aktivität des auditorischen Kortex bei paranoid-halluzinatorischen Schizohrenien) wieder zu normalisieren. Das ist möglich über eine Modulation der gestörten regionalen Hirnaktivität mit Verfahren der nicht-invasiven Hirnstimulation oder aber über sogenanntes Neurofeedback. Bei diesem Ansatz muss erst einmal die im Normalzustand nicht wahrnehmbare regionale Hirnaktivität für den Probanden sichtbar gemacht werden, z.B. durch in Echtzeit dargestellte EEG, NIRS- oder fMRT-Signale der entsprechenden Hirnregion. In einem zweiten Schritt kann der Proband anhand dieser Rückmeldungen seiner eigenen Hirnaktivität lernen, diese gezielt in eine erwünschte Richtung zu modulieren. In dem Symposium wird Klaus Matthiak die Möglichkeiten eines fMRT-basierten Neurofeedbacks beleuchten, Andreas Fallgatter wird die Methode eines NIRS-basierten Neurofeedbacks darstellen, Helena Storchak wird auf ein NIRS-basiertes Neurofeedback zur Reduktion auditorischer verbaler Halluzinationen bei schizophrenen Patienten eingehen und Martin Walter und Hamidreza Jamalabadi werden neue Möglichkeiten eines multimodalen Neurofeedbacks präsentieren. All diese noch weitestgehend im Forschungsstadium befindlichen Neurofeedbackmethoden haben wegen ihrer hoher ökologischen Validität das Potential, sich zu einem alternativen oder auch ergänzenden Therapieangebot für Menschen mit psychischen Störungen zu entwickeln.
 
Chair/Co-Chair
A.J. Fallgatter, Tübingen/K. Mathiak, Aachen
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Tübingen/
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, RWTH Aachen
 
Referent:innen:
Klaus Mathiak (Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, RWTH Aachen)
Andreas Fallgatter (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Tübingen)
Helena Storchak (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Tübingen)
Martin Walter (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Tübingen)