1 − Motorische Dysfunktion bei neuropsychiatrischen
Erkrankungen: Evidenz und klinische Implikationen
Störungen der Motorik wurden bereits in der präantipsychotischen Ära im Zusammenhang mit schizophrenen Psychosen beschrieben. In den letzten zwei Dekaden konnten detaillierte Erkenntnisse den nosologischen, klinischen und wissenschaftlichen Stellenwert genuiner motorischer Defizite angemessener abbilden, als dies in den Jahrzehnten nach Einführung antipsychotischer Medikation erfolgt ist. Ergebnisse aktueller Studien belegen, dass genuine motorische Auffälligkeiten (GMA) neben Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis auch bei anderen seelischen Erkrankungen beobachtet werden. Im ersten Vortrag werden die vielfältigen motorischen Phänomene bei schizophrenen Psychosen aus historischer und klinischer Sicht beleuchtet. In diesem Zusammenhang werden auch klinische Skalen und Instrumente zur Erfassung von GMA diskutiert. In der zweiten Präsentation wird die wissenschaftliche Bedeutung genuiner motorischer Phänomene und deren neuronaler Korrelate bei psychischen Entwicklungsstörungen dargestellt. Im dritten Vortrag wird die klinische Relevanz motorischer Störungen bei der Kommunikation mit Handgesten bei Patienten mit Schizophrenie inklusive aktueller struktureller und funktioneller MRT-Befunde dargestellt. Nicht zuletzt werden neurobiologische Mechanismen motorischer Symptome bei Marbus Parkinson und Huntington-Erkrankung, welche als Modellerkrankungen für motorische Dysfunktion gelten, vorgestellt. Dieses Symposium hat das Ziel, einen konzeptuellen Rahmen und ein Bezugssystem zu erarbeiten, welches motorische Phänomene in genuin und pharmakogen auffasst. Die Erforschung motorischer Phänomene wird in der Zukunft sowohl die psychiatrische Theoriebildung als auch moderne klinische Neurowissenschaften bereichern.